Was ist Craniosacrale Therapie?

Leben ist Bewegung. Leben ist Veränderung und Selbstregulation.

Wie lässt sich Craniosacrale Therapie kurz erklären? (lat. Cranium-Schädel, Sacrum-Kreuzbein)

Die Craniosacrale Therapie ist aus der Osteopathie hervorgegangen und zählt zu den komplementär medizinischen Heilmethoden. Das Fundament bildet die Arbeit mit dem Craniosacralen Rhythmus. Er ist vergleichbar mit dem Strömen des Blutes. Feine pulsierende Bewegungen sind im gesamten Körper spürbar. Die Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, der Liquor, ist zuständig u.a. für die Immunabwehr und Übermittlung von Informationen.
Genauso folgt jeder Knochen, jedes Organ und jede einzelne Struktur im Körper ihrer Eigenbewegung (Motilität).

Durch verschiedene Ereignisse im Leben können diese Eigenbewegungen und der craniosacrale Rhythmus aus dem Gleichgewicht geraten. Stürze, Unfälle, Krankheiten oder Operationen können unsichtbare und vorerst vom Körper gut kompensierte Einengungen und Verklebungen im Gewebe hinterlassen. Kommt der Körper mit seiner Kompensationsfähigkeit an seine Grenzen, etwa in Zeiten von starkem Stress, zeigen sich dann Beschwerden und Schmerzen. Das macht deutlich, welch großen Einfluss all das auf unsere Gesundheit und Beweglichkeit haben kann.

Wer darf Craniosacrale Behandlungen durchführen?

Craniosacrale Behandlungen darf mit der entsprechenden Ausbildung grundsätzlich jeder Arzt oder Heilpraktiker ausführen. Adäquate Ausbildungen werden von verschiedenen Schulen angeboten. Diese arbeiten nach den Richtlinien des CSVD e.V. (Craniosacral Verband Deutschland, www.cranioverband.org).

Der CSVD e.V. wurde 1996 mit dem Ziel gegründet, einen Dachverband zu bilden, mit dem sich Qualität gesicherte Standards entwickeln und durchsetzen lassen. Ein großes Anliegen besteht darin, diese Therapieform in eine breitere Öffentlichkeit zu bringen. Die Vernetzung von Schulen, Therapeuten und anderen Verbänden ist wesentlich und der Verband unterstützt die Forschung auf diesem Gebiet. Ein großer Erfolg zeigt sich z.B. in der Kostenübernahme von Craniosacraler Therapie durch viele Krankenkassen.

Die Ausbildung von Cranio Sacralen Therapeuten beinhaltet neben dem Erlernen von Anatomie, Physiologie und den verschiedenen Techniken, besonders eine Schulung der Präsenz, Achtsamkeit und Wahrnehmungsfähigkeit der feineren und tieferen Ebenen des Seins.

Woher stammt die Cranio Sacrale Therapie?

In der Osteopathie (Knochenleiden) liegen die Wurzeln der craniosacralen Therapie. Begründet durch den US-amerikanischen Arzt Dr. Andrew Taylor Still 1874. Binnen kurzer Zeit verlor er vier Kinder und seine Ehefrau durch Krankheit. Er selbst als Arzt konnte ihnen nicht helfen. Daraufhin suchte er nach einer neuen Auffassung von Gesundheit, Krankheit und Wegen zur Heilung. Was ihm nach und nach zugänglich wurde, bildete ab 1885 die Osteopathie. Die Grundprinzipien der Osteopathie und Craniosacralen Arbeit sind:

  • Die Betrachtung des Körpers als eine zusammenhängende Einheit.
  • Die innewohnende Kraft und Fähigkeit des Körpers, sich selbst zu regulieren und zu heilen.
  • Beweglichkeit bedeutet Lebendigkeit und Gesundheit -die Beweglichkeit aller Arten von Gewebe.
  • Struktur und Funktion stehen in enger wechselseitiger Beziehung.

Dr. Still benannte es Osteopathie, da er am Knochensystem und den Gelenken ansetzte. Ausgehend von dem Ansatz mit der Struktur die Funktion des Körpers zu verändern. Die Osteopathie befasst sich auch mit allen anderen Gewebearten.

Dr. William Garner Sutherland (1873-1954), ein Schüler von Andrew Taylor Still und ebenfalls Osteopath, schuf die Grundlagen für die heutige Craniosacrale Therapie.

Er hatte um 1900 entdeckt, dass sich sowohl im knöchernen Schädel als auch in den Hirnhäuten, der Wirbelsäule, dem Kreuzbein und dem Liquor rhythmische Bewegungen feststellen lassen. Er benannte diese Bewegungen als „Primäre Respiration“ oder auch „Atem des Lebens“ (primär, weil sie dem Herzkreislaufsystem oder der Lungenatmung übergeordnet ist). Dieser Rhythmus ist in der embryonalen Entwicklung zuerst da und er ist der letzte der nach dem Tode noch spürbar ist.

Denn in dieser „Primären Respiration“ bzw. Craniosacralen Rhythmus drückt sich die Innere Weisheit und ursprüngliche Gesundheit eines jeden aus. Er ist der Grundrhythmus, der alles Lebendige organisiert. Sutherland widmete fortan sein Leben als Wissenschaftler ganz der Erforschung der Craniosacralen Osteopathie. In seinen späteren Lebensjahren, machte Sutherland eine große Entdeckung. Er stellte während einer Behandlung fest, dass ganz ohne Krafteinwirkung seinerseits, sich Läsionen oder Blockaden lösten. Dies war der Grundstein für die Biodynamische Craniosacrale Arbeit.

Dem Osteopathen Dr.  John E. Upledger D. O., D. Sc. USA ist es jedoch zu verdanken, dass die Craniosacrale Therapie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Sein eigenes Interesse entfachte sich rein zufällig, als er bei einer neurochirurgischen Operation assistierte. Hierbei konnte er beobachten, wie sich die Membranen rhythmisch bewegten und er keine Chance hatte, diesen Bewegungen Einhalt zu gebieten. Damit war seine Neugierde geweckt.

Er stellte die Arbeit auf eine rein naturwissenschaftliche Grundlage und forschte mit seinem Team dazu an der Universität in East Lansing, Michigan. Hierbei erbrachte er den wissenschaftlichen Nachweis des CSS (Craniosacralen Systems) und er ist auch der Begründer des Somato Emotional Release (SER).

Dr. Upledger verfeinerte die bekannten Methoden der Craniosacralen Osteopathie und entwickelte darüber hinaus diverse neue. Er führte außerdem die emotionale Arbeit, in die Craniosacrale Therapie ein.